Interview

mit Simon und Norbert Revfi

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Wie der Vater so der Sohn - genau wie Norbert Revfi gehört auch Simon Revfi von klein auf zum FVE. Beide übernehmen zahlreiche Aufgaben im Verein.

Norbert, der in seiner Jugend und auch später bei den Senioren selbst beim FVE gekickt hat, ist im Spielausschuss der ersten Mannschaft tätig.

Simon ist Vize-Kapitän der Herrenmannschaft und war im vergangenen Jahr Trainer der Damenmannschaft.


„Der FVE ist einer der wichtigsten Teile meines Lebens“

FVE: Welchen Stellenwert hat der FVE in der Familie Revfi und Fußball im Allgemeinen?
Norbert: Den höchsten Stellenwert…
Simon: …wir sind schon eine fußballverrückte Familie. Hauptsächlich sind das aber mein Vater und ich. Meine Schwester hat früher auch im Verein gespielt, aber ist heute nicht mehr dabei.
FVE: Ist es einfacher, wenn der Vater selbst im Verein tätig ist oder welche Nachteile hat das?
Simon: Das ist eher schwierig finde ich, weil man aufpassen muss, wie man miteinander umgeht. Auf dem Sportplatz geht man oft nicht so familiär miteinander um, wie man es sollte. Wenn dann ein eigenes Familienmitglied mit dabei ist, ist es nicht so einfach auf der einen Seite mit einem gewissen Respekt miteinander umzugehen, aber auf der anderen Seite seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren - besonders wenn man nicht einer Meinung ist, was auch des Öfteren vorkommt. Der einzige Vorteil den ich sehe ist, dass man
gemeinsam zum Spiel fahren kann. Aber alles in allem ist es eher schwierig.
Norbert: Ich sehe da auch keine Vorteile. Er ist ein Spieler wie jeder andere. Als Vater sieht man vieles natürlich anders, sollte dies dann aber unterdrücken.
FVE: Wie war die Zeit für dich Norbert, als Simon nicht beim FVE gespielt hat?
Norbert: Als er in Malsch oder Nöttingen gespielt hat, konnte ich natürlich nicht immer bei ihm dabei sein. Ich war bei ihm, wenn sich die Spiele zeitlich von denen des FVE unterschieden haben. Da ich im Spielausschuss tätig bin, bin ich mit dem FVE unterwegs und wenn Simon dann im gleichen Verein spielt ist das optimal und dann freut man sich viel mehr.
FVE: In den letzten Interviews haben viele erzählt, dass sie durch dich Simon zum FVE gekommen sind. Was macht den Verein für dich so besonders?
Simon:Das Besondere ist, dass es ein großer Freundeskreis ist und dass alles wenig mit Leistungsdruck oder Ähnlichem zu tun hat. Wir spielen alle Fußball, weil wir uns gut verstehen und Spaß daran haben. Es war nie so, dass wir Spieler geholt haben, die einfach nur gut waren, sondern man hat immer darauf geachtet, dass Spieler dazu kommen, mit denen wir uns außerhalb schon gut verstehen. Das ist die größte Prämisse, dass wir uns gut verstehen und wir nur dadurch den Erfolg haben. Das soll uns auszeichnen und hat uns in der Vergangenheit immer ausgezeichnet. Ein gewisser Ehrgeiz soll aber selbstverständlich beibehalten werden. Es ist denke ich einmalig, dass wir den Spagat zwischen Leistung und Ehrgeiz und dem Zusammenhalt so gut hinbekommen. Solange das passt, werden wir auch weiterhin Erfolg haben.
FVE: Gibt es ein Erlebnis oder einen Moment beim FVE, der euch beide verbindet?
Simon: 2010 war schon ein besonderes Jahr. Vor allem weil wir nach der Hinrunde schon ziemlich weit abgeschlagen waren und in der Rückrunde alles gewonnen haben. Über die Relegation sind wir dann aufgestiegen. Das sind Momente, die man nicht mehr vergisst – wie auch die Pokalsiege. Aber das sind weniger Momente zwischen uns beiden als vielmehr mit der ganzen Mannschaft und dem Verein. Es gibt natürlich Situationen, in denen man seinen Vater in den Arm nimmt und
zusammen lacht und sich freut, aber Momente die nur uns beide verbindet gibt es nicht.
FVE: Welche Eigenschaft des anderen hättet ihr gerne?
Norbert: Ich hätte früher gerne so gut gespielt wie Simon heute.
Simon: Ich würde gerne das Engagement und die Motivation entwickeln, die mein Vater für den Verein an den Tag legt. Es ist enorm, was er da leistet.
FVE: Simon, du hast schon die Damenmannschaft des FVE trainiert. Kannst du dir in ferner Zukunft vorstellen einmal Trainer zu werden oder ein anderes Amt im Verein zu übernehmen?
Simon: Ich habe auf jeden Fall vor irgendwann einmal ein Traineramt auszuüben, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dies aber nicht beim FVE sein. Ich finde es schwierig so ein Amt in seinem Heimatverein zu übernehmen. Es ist nicht gut, falls es irgendwann einmal nicht mehr passen sollte und es dann Schwierigkeiten mit dem Verein gibt, wo du eigentlich hin gehörst.
FVE: Norbert, gibt es ein Ereignis, das dich besonders stolz macht?
Norbert: Da gibt es mehrere. Besonders stolz hat mich gemacht, dass wir die Relegation zum Aufstieg geschafft haben. Genauso wie die beiden Pokalsiege. Ich habe mich ziemlich geärgert, dass wir beim dritten Mal gegen Eggenstein so früh ausgeschieden sind.
FVE: Werden Probleme vom Sportplatz auch zuhause ausgetragen?
Simon: Wir reden zuhause eigentlich nicht über solche Sachen.
Norbert: …nur so kann es gut funktionieren. Auch wenn ich mich ziemlich ärgere, sage ich vielleicht ein, zwei Sätze dazu und das war es dann. Wenn es was zu sagen gibt, sollte ich das in der Spielerversammlung ansprechen und nicht zuhause. Das ist ein Nachteil, wenn der Sohn im gleichen Verein spielt. Man kann zuhause
nicht über Probleme oder ähnliches reden, weil man das einfach trennen muss.
FVE: Wer hat euch fußballerisch und privat am meisten beeinflusst?
Norbert: Mein Vater, weil er mich von Anfang an mit auf den Sportplatz genommen hat. Obwohl er selbst nie aktiv Fußball gespielt hat waren alle Brüder immer dort. Wir sind sonntagmorgens zusammen ins Clubhaus und dann auf den Sportplatz gegangen. Und so habe ich das später auch mit Simon gemacht.
Simon: Man kommt als Kind auf gar keine andere Idee als Fußball zu spielen. Durch die Familie ist man von klein auf schon beim FVE. Fußballerisch ist das schwer zu sagen. Alex Koch hat in meiner Jugendzeit alles organisiert und uns alle gefördert. Ich hatte sicher viele Trainer, die mich weitergebracht haben. Einen speziell zu nennen ist schwierig. In Malsch waren das auf jeden Fall Harald Kaufmann, Heiner Kaufmann und Erhard Laubenstein. In der B-Jugend und im Übergang zu den Senioren haben die drei uns am meisten gefördert und es hat zu dieser Zeit einfach am besten gepasst. Das ist auch eine schwierige Phase, da man mit 16 oder 17 Jahren auch viel von anderen Dingen beeinflusst wird. Das ist die Zeit, in der man anfängt Frauen kennen zu lernen, feiern zu gehen und auch Alkohol zu trinken. Es ist das schwierigste Alter um Jungs beim Fußball zu halten. Es war sehr beeindruckend, wie gut das mit den dreien gepasst hat und wie sie uns motiviert haben dabei zu bleiben.
FVE: Wie war es für dich Simon, in Nöttingen in einer höheren Spielklasse zu spielen und was war fußballerisch die schönste Zeit?
Simon: Die Zeit in Nöttingen war sicher eine gute Erfahrung, aber mehr in dem Sinne, dass ich gemerkt habe, dass mir das Ganze dort nicht liegt und was ich nicht möchte. Man muss einem Schnitt zwischen Amateur- und Profifußball machen. Für mich beginnt der Profibereich ab der dritten Liga. Und ob du nun in der Kreisliga, in der C-Klasse oder in der Oberliga spielst ist für mich eher zweitrangig. Die Ansprüche sind da sicher unterschiedlich, aber dass man sein ganzes Leben dem Fußball unterordnet, um Oberliga zu spielen lag mir einfach nicht. Wir haben dort vier Mal in der Woche trainiert - teilweise auch morgens. Und wenn man dann im Training merkt, dass man keine Mannschaft ist sondern dass es viele nur interessiert, dass sie ihr Geld bekommen und am Sonntag spielen macht es keinen Spaß mehr. Ein Großteil hat neben dem Sport nicht gearbeitet und diese fühlten sich schon wie Profis, obwohl sie das in der Oberliga meiner Meinung nach nicht sind. Ich habe für mich gemerkt, dass das nicht der Fußball ist, der mir persönlich Spaß macht und nicht das ist, was für mich Fußball ausmacht. Das war dann der Grund, warum wir unbedingt alle wieder zusammen spielen wollten. Die Kameradschaft sollte im Vordergrund stehen und das gab es in Nöttingen nicht. Es war eine extreme Erfahrung, aber ich habe dort den Spaß am Fußball verloren. Die Zeit jetzt ist fußballerisch sicher kaum zu toppen. Ich würde sie aber mit der Zeit in Malsch, in der wir in die Landesliga aufgestiegen sind, auch den Pokal gewonnen haben und auch eine tolle Mannschaft hatten, gleichsetzen.
FVE: Wenn ihr eine Sache am FVE verändern könntet, was wäre das?
Norbert: Das ist schwer zu beantworten. Ich würde mir wünschen, dass die Damenmannschaft wieder öfters gewinnt ;) Im Moment stimmt beim FVE Vieles. Natürlich fehlt das Geld um z.B. aus dem Trainingsplatz einen Kunstrasenplatz zu machen. Wir müssen aber sehr froh sein, dass sich so viele im Verein engagieren, wie es z.B. der Vorstand tut. Es gibt nichts Schlechtes.
Simon: In jeden Amateurverein gibt es sicher
Sachen, die man verbessern kann. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre das aber auch ein Kunstrasen. Das würde der Mannschaft, dem Verein und dem gesamten Spielbetrieb viele Vorteile bringen. Ich denke langfristig benötigt jeder Verein einen. Es kann nicht alles perfekt laufen, aber es ist toll wie es im Moment ist. Ansonsten werden Sachen intern geklärt, falls es mal Unstimmigkeiten gibt.
FVE: Simon, wer ist sportlich dein größter Kritiker? Und Norbert, sagst du Simon, wenn er schlecht gespielt hat?
Norbert: Wenn jemand schlecht spielt sage ich das eigentlich nicht und wenn dann ungern, weil dies niemand absichtlich tut. Ich ärgere mich persönlich, wenn jemand im Spiel meckert und den Gegenspieler beschimpft oder nach einem Foul sich nicht entschuldigt. Aber Kritik gibt es ansonsten nicht, weil alle immer versuchen ihr Bestes zu geben. Und wenn dann ist Kritik auf die ganze Mannschaft bezogen und nicht auf einzelne Spieler.
Simon: Kritiker gibt es in jedem Verein. Aber ich denke mein Vater hat nicht unbedingt eine objektive Sicht auf ein Spiel, was mich betrifft. Er nimmt mich da immer sehr in Schutz und denkt, ich spiele besser als ich es in Wirklichkeit gemacht habe. Das ist auf der einen Seite schmeichelhaft und ehrt ihn, aber fairerweise muss man sagen, dass er mich oft zu gut einschätzt. Ansonsten gibt Patte immer konstruktive Kritik. Er weiß, wie man mit Spielern umgehen muss. Da ist er gebildet genug und vor allem menschlich und fußballerisch so weit entwickelt, dass er genau weiß wie er - nicht nur mit mir - sondern mit allen umgehen kann. Die Art und Weise, wie er Dinge anspricht, kann jeder akzeptieren und geht nie unter die Gürtellinie. Alle können da etwas lernen, auch wenn jeder Kritik anders aufnimmt.
FVE: Wie würdet ihr den Satz beenden: „Der FVE ist für mich…“?
Norbert: … nach meiner Familie, die ganz oben steht, ist der FVE mein Leben. Meine Freizeit verbringe ich beim FVE. Da sind Freunde und Bekannte alle zusammen.
Simon: … einer der wichtigsten Teile meines Lebens.

Ich danke Euch für das Interview und euren Einsatz für den Verein - auch besonders für die Unterstützung der Damenmannschaft. Ein FVE ohne euch beide ist für mich kaum vorstellbar.


Februar 2015
Die Fragen stellte Simone Wein