Interview

mit Daniel und Patrick Tohn

___________________________________________

Daniel und Patrick Tohn zählen seit über 3 Jahren fest zum Kader der Herrenmannschaft des FVE. Die beiden unterschiedlichen Brüder teilen die Leidenschaft für den Fußball und verbringen die viele Zeit auf dem Sportplatz gerne gemeinsam.


„ Der Familienzusammenhalt ist für uns beide etwas sehr Wichtiges “

FVE: Vor eurer FVE-Zeit seid ihr beide für den FC Busenbach aufgelaufen und habt dort auch immer um den Aufstieg in die Landesliga mitgespielt. Warum hat das aber dort nie geklappt und wie war die Zeit dort für euch?

Patrick: Die Zeit in Busenbach war eine sehr schöne Zeit. Wir haben dort unsere fußballerische Jugend verbracht und gemeinsam Fußball gespielt. Unser Vater war in der Verwaltung aktiv und wir haben nur 2 Minuten vom Sportplatz entfernt gewohnt und das hat man sonntags oft für viele gesellige Runden im Clubhaus genutzt. 

Sportlich waren wir meistens oben mit dabei und in dem Jahr, in dem wir Meister wurden, gab es aber noch die Relegationsspiele, welche wir beide verloren haben. Es hat leider nie 100%-ig gepasst. Und als wir dann abgestiegen sind war es im Folgejahr nochmals schwerer. Umso schöner ist es nun, dass wir in Ettlingenweier so erfolgreich sind.

 

FVE: Wie kam der Wechsel zum FVE zustande?

Patrick: In Busenbach gab es damals Unstimmigkeiten und die Zeit ging unschön, aber lehrreich zu Ende. Für mich war klar, dass ich mit gewissen Leuten nicht mehr Fußball spielen möchte. Da ich länger verletzt war hatte ich genügend Zeit, um mir um meine fußballerische Zukunft Gedanken zu machen. Dann kam das Gespräch mit dem damaligen FVE-Trainer Hedi Anaibi.

Daniel: Mich hat Hedi ebenfalls im Sommer 2011 bereits angesprochen.  Ich bin damals aber in Busenbach geblieben, weil ich noch in der Verwaltung aktiv war. Nach ein paar Spielen habe ich mich dann leider schwer am Knie verletzt und musste lange pausieren. Nachdem Patrick dann im Winter nach Ettlingenweier gewechselt ist, bin ich im Sommer 2012 gefolgt.

 

FVE: Wieso seid ihr dann zum FVE gegangen und nicht zu einem anderen Verein?

Patrick: Für mich war es immer wichtig mit Leuten Fußball zu spielen, die charakterlich in Ordnung sind und da wir in der Busenbacher Zeit oft gegen Malsch gespielt haben, kannte ich viele der ehemaligen Malscher-Spieler, die zum FVE gegangen sind, zumindest als Gegner. Ich hatte die Hoffnung, dass sich der Eindruck, den ich von ihnen hatte, auch so bestätigt. Das gab für mich den Ausschlag für den Wechsel. Und im nach hinein lässt sich sagen, alles richtig gemacht!!

Daniel: Patrick und ich wollten dann wieder zusammen spielen. Nach den überzeugenden Gesprächen mit Olli und Patte bin ich dann auch zum FVE gekommen.

 

FVE: Wieso hat es gerade in diesem Sommer mit dem Aufstieg geklappt und nicht schon vorher?

Daniel: Das Ganze hat sich die letzten drei Jahre sehr gut entwickelt. Wir haben in der letzten Saison Spiele gewonnen, die wir vor zwei Jahren sicher noch verloren hätten, da jeder Spieler an Erfahrung dazugewonnen hat. Es hat sich ein System etabliert, das seit drei Jahren konsequent verfolgt wurde und wird. Der Aufstieg im letzten Jahr war somit der logische Schritt.

Patrick: Dazu kommt, dass wir kaum Abgänge zu verzeichnen hatten. Es sind jedes Jahr sogar noch ein, zwei Spieler dazu gekommen, die uns weiter verstärkt haben. Obwohl wir im letzten Winter 5 Punkte Rückstand  hatten, hat sich diese Qualität dann noch durchgesetzt.

 

FVE: Merkt ihr fußballerische Unterschiede zwischen der Kreisliga und der Landesliga?

Patrick: Man merkt schon Unterschiede. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir beispielsweise im Spiel gegen Östringen gegen den damaligen Tabellenvorletzten gespielt haben, wird einem deutlich, dass die Qualität der Mannschaften höher ist. Gerade im taktischen Bereich und physisch sind die Mannschaften besser aufgestellt. Jede Mannschaft hat auch zwei, drei Spieler im Team, die ein Spiel entscheiden können. Aber sicher könnten die besten vier/fünf Top-teams der Kreisliga auch in der Landesliga mitspielen.

 

FVE: Wie bereitet ihr euch auf ein Spiel vor?

Daniel: Sonntagmorgens wird erst einmal ausgiebig gefrühstückt. Außerdem bin ich ein Fan des Doppelpasses auf Sport1. Den Abend davor verbringe ich meistens auf der Couch.

Patrick: Ich war noch nie der Typ, der samstags vor dem Spiel noch groß feiern geht. Das passiert ganz selten. Sonntags ist der freie Tag für mich. Da freue ich mich aufs Ausschlafen und ein langes, gutes Frühstück. Von daher ist ein früher Treffpunkt oft ein Problem für mich :)

 

FVE: Wer war euer unbequemster Gegenspieler und welcher Mitspieler hat euch bisher am meisten überrascht?

Patrick: Es gab über die Jahre viele Gegenspieler, gegen die man nicht gerne gespielt hat. Tendenziell fällt es mir gegen kleine, wendige Gegenspieler immer schwerer. Auch wer mich am meisten überrascht hat ist schwer zu sagen. Ich spielte und spiele mit vielen sehr guten Fußballern zusammen, die mehr Potential hatten, als die Klasse, in der sie gespielt haben.

Nicht überrascht, aber sehr schön finde ich, wie sich das Verhältnis zu ehemaligen Gegnern entwickelt hat. Aus ehemaligen Gegenspielern sind sehr gute Freunde geworden.

Daniel:  Als unbequemer Gegenspieler fällt mir spontan Ralf Urschel ein, der zu Busenbacher Zeiten oftmals mein direkter Gegenspieler war. Ihn über 90 Minuten aus dem Spiel zu nehmen, war nahezu unmöglich. Ansonsten kann ich mich der letzten Aussage von Opa nur anschließen was die Freundschaft zu den heutigen Mitspielern betrifft. Simon erinnert mich jährlich zum Geburtstag  an die damaligen fußballerischen Rivalitäten :)

 

FVE: Gibt es einen Mitspieler von dem ihr noch was lernen könnt?

Daniel: Ein außergewöhnliches Talent sind sicherlich Knastis Außenristpässe :)

Patrick: Lernen ist vielleicht übertrieben, aber man kann oft etwas mitnehmen, denn wir haben wie gesagt viele gute Fußballer. In den jüngeren Jahren habe ich mir natürlich mehr abgeschaut, beispielsweise von älteren Busenbacher-Spielern wie Bernd Bastian oder Achim Vogel.

 

FVE: Der Altersdurchschnitt in der Mannschaft ist sehr hoch. Wo steht der FVE in 5 Jahren und wo seid ihr?

Patrick: Für den FVE fände ich es eine tolle Entwicklung, wenn er das Niveau halten kann und die 1. Mannschaft weiterhin Landesliga und die 2. Mannschaft A-Klasse spielen würde. Es gibt einige talentierte jüngere Spieler und die nächsten Jahre wird es die Herausforderung sein, diese immer weiter einzubauen. Ich persönlich werde wohl nicht mehr als Spieler aktiv sein, wenn dann nur in der AH :)

Daniel: Was den FVE angeht kann ich da nur zustimmen. Diese sportlichen, tollen Voraussetzungen sollten für den Verein ein Ansporn sein, sich auf diesem Niveau zu etablieren. Nach meinen Verletzungen wird es sicher schwer, in 5 Jahren noch zu spielen.

 

FVE: Könnt ihr euch vorstellen einmal Trainer zu werden?

Patrick: Wenn es mit dem Privat- und Berufsleben gut zu vereinbaren ist kann ich mir das durchaus vorstellen.

Daniel: Während meinen Zwangspausen habe ich gemerkt, dass ohne Fußball etwas fehlt. Der sonntägliche Sportplatzaufenthalt gehört einfach dazu und warum dann nicht auch als Trainer. Grundsätzlich spricht da nichts dagegen.

 

FVE: Daniel, du hast schon viele Verletzungen hinter dir. Wie fit bist du im Moment und beeinflussen dich die Verletzungen noch?

Daniel: Die Verletzungen beeinflussen mich insofern noch, dass ich zu jedem Spiel meine beiden Sprunggelenke tapen muss und ein Training ohne Bandagen nicht mehr möglich ist. Leider merke ich auch, dass der Fitnesszustand nicht mehr der eines 24-jährigen ist. Auch die Regenerationszeit nach einer Verletzung wird mit jeder Verletzung länger. Dennoch bin ich froh wieder sonntags mit den Jungs spielen zu können.

 

FVE: Patrick, fast jeder mit dem ich bisher gesprochen habe, hat dich als Vorbild genannt. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Bist du dir dieser Vorbildfunktion bewusst und wie siehst du das selbst?

Patrick: Das freut und ehrt mich ungemein. Das Menschliche noch deutlich mehr als das Sportliche. Der Vorbildfunktion bin ich mir bewusst, da ich aber mittlerweile zu den älteren Spielern zähle und auch Kapitän bin ist das auch ein Stück weit normal. Ich versuche mich auf und neben dem Platz entsprechend zu verhalten und wenn das von den anderen honoriert wird, freut mich das sehr. Dabei verstelle ich mich nicht und bin so wie ich bin. Wenn das für alle passt, ist das dann wunderbar.

 

FVE: Was habt ihr gemeinsam und was ist der größte Unterschied zwischen euch beiden?

Daniel: Gemeinsamkeiten sind der Nachname, die Haar- und Augenfarbe :)

Patrick: Auch dass die Familie für uns beide einen sehr hohen Stellenwert hat ist eine große Gemeinsamkeit. Ansonsten sind wir doch unterschiedlich.

Daniel: Ein Unterschied war, dass ich etwas impulsiver war. Dies hat sich jedoch gelegt.

Patrick: Daniel kocht sehr gerne und sehr gut. Ich hingegen bin froh, wenn ich ohne Verletzung aus der Küche herauskomme.

 

FVE: Gibt es eine Eigenschaft des anderen, die ihr gerne hättet?

Daniel: Sein Gehalt :)

Patrick: Wenn man dann den Stundenlohn betrachtet wird das Ganze schon weniger attraktiv ;) und wir wissen alle, die Gesundheit steht über allem.

Daniel: Er hätte sicher gerne meine Kochkünste um seine Frau zu verwöhnen…

Patrick: … das stimmt. Das bekomme ich oft von Sabine zu hören. Sie ist immer sehr neidisch wenn wir bei ihm zum Essen waren, da Daniel sehr gut und sehr exquisit kocht.

 

FVE: Worauf könntet ihr niemals verzichten?

Beide: Auf die Familie und den Familienzusammenhalt. Der ist sehr ausgeprägt und etwas sehr Zentrales in unserem Leben. Wenn das nicht so wäre, würde etwas fehlen.

Und so ganz ohne Fußball wird es sicher auch nie gehen.

 

FVE: Gibt es eine Person, die ihr gerne einmal treffen würdet und warum?

Daniel: Neben Helene Fischer (der Grund dürfte bekannt sein) würde ich mich gerne mit Uli Hoeneß unterhalten. Bekanntlich bin ich ein sehr großer Bayernfan  und er ist für mich die zentrale Figur beim FC Bayern in den letzten 30 Jahren. Trotz seinen Verfehlungen in den letzten Jahren ist sein Lebenswerk FC Bayern bewundernswert.

Einen Verein in überschaubarer Zeit zu einem Weltverein mit riesen Erfolgen zu führen, verdient meinen Respekt.

Das unterscheidet uns übrigens auch noch. Wir haben beide einen Lieblingsverein, aber wir leben das unterschiedlich.

Patrick: Ich bin Fan von Eintracht Frankfurt. Er hält mir das oft vor, dass ich kein Fan bin, sondern nur ein Sympathisant.

Daniel: Ich schaue, dass ich kein Spiel des FC Bayern verpasse und er hält mir wiederum vor, dass das bei mir zu extrem ist.

Patrick: Zurück zur eigentlichen Frage. Mit fortschreitendem Alter relativiert sich vieles und es gibt nicht mehr diese eine Person, die man gerne treffen würde. Ansonsten gibt es aber in Politik und Wirtschaft einige Entscheidungsträger, mit denen ich gerne einmal Standpunkte diskutieren würde.

 

 

FVE: Wie ist es für euch, wenn der Bruder im gleichen Verein spielt. Gibt es Vor- und Nachteile?

Daniel: Bei uns ist es so gewollt und wir kennen es nicht anders. Ein Nachteil für mich war sicherlich, dass er als Führungsspieler seinen Bruder kritischer betrachtet hat als andere.

Patrick: Ich finde es gut und wir wollen es nicht anders. Es war für uns immer klar, dass man die viele Zeit, die man auf dem Sportplatz ist, dann idealerweise gemeinsam verbringt. Für mich ist es optimal, wenn man das verbinden kann. Ich kann aber verstehen, dass es auch Geschwisterpaare gibt, die das nicht so möchten. Bei der Familie Dirscherl funktioniert es ja auch J

 

Daniel: Für mich überwiegen auch die Vorteile, sonst wäre ich nicht auch zum FVE gekommen. Es war einfach schön einen so tollen Erfolg in der letzten Saison gemeinsam mit dem Bruder zu erleben.

Danke euch beide für das Interview und die Zeit, die ihr dafür aufgebracht habt . Ich hoffe, dass ihr dem Verein noch sehr lange – egal in welcher Form – erhalten bleibt.


November 2015
Die Fragen stellte Simone Wein